Das Amazon Hybridmodell - Vendor und Seller Central kombiniert
Veröffentlicht am von Matthias Habel
Für die Zusammenarbeit mit Amazon gibt es für Unternehmen zwei verschiedene Modelle zur Auswahl: Vendor Central und Seller Central. Oftmals entscheiden sich Händler und Hersteller aber für das Hybridmodell, das beide Optionen vereint. Da beide Modelle ihre Vor- und Nachteile aufweisen, ist es wichtig, dass Unternehmen herausfinden, welches das richtige für sie ist.
Inhaltsverzeichnis
Amazon Seller oder Vendor - Was sind die Unterschiede?
Entscheidet man sich für den Marktplatz Amazon, hat man die Option, entweder über Vendor Central oder Seller Central zu verkaufen. Es gibt einige Unterschiede zwischen den beiden Modellen:
Amazon Seller Central
Bei dem Seller Modell liegt die Verantwortung für den Verkauf der Ware bei dem Verkäufer (Seller) selbst. Er behält das Eigentum an den Produkten und nutzt Amazon als Verkaufsplattform. Er behält die volle Kontrolle über Artikelbestände, Preise und Versand und ist auch für die Abwicklung von Retouren verantwortlich.
Amazon Vendor Central
Ein Amazon Vendor gibt einen Teil der Verantwortung an Amazon ab. Er verkaufst seine Produkte im B2B-Bereich an Amazon und übernimmt die Rolle eines Lieferanten. Amazon wird Eigentümer der Ware und ist für Versand, Verkauf und Retouren zuständig. Es gibt keinen direkten Kontakt mehr zwischen Endkunden und Vendoren, was die Arbeit erleichtert. Die Preisgestaltung liegt allerdings in den Händen von Amazon, und ein Vendor hat keinen Einfluss darauf.
Was ist das Amazon Hybridmodell?
Das Amazon Hybridmodell bietet die Möglichkeit, die Vorteile beider Modelle zu kombinieren. Dabei erhalten sowohl Seller als auch Vendoren mehr Anpassungsmöglichkeiten, Flexibilität und eine erhöhte Sicherheit. Aber wie funktioniert dieses hybride Modell?
Kurz gesagt, im Amazon Hybridmodell verkauft man als Vendor über einen eigenen Seller-Account direkt an Endkunden. Gleichzeitig beliefert man jedoch auch Amazon mit den Produkten über den Vendor-Account. Die parallele Nutzung beider Accounts gewährt Kontrolle über den Verkauf an Endkunden und gleichzeitig profitieren Händler und Hersteller von der Reichweite und den Ressourcen von Amazon als Verkaufsplattform.
Vorteile des Hybridmodells
Das Hybridmodell bietet grundsätzlich mehr Flexibilität und Sicherheit. Durch eine gut durchdachte Marktplatzstrategie können Sie die Vorteile dieses Modells nutzen:
Verfügbarkeit der Produkte sicherstellen: Als Seller haben Sie die volle Kontrolle über Ihren Lagerbestand und können jederzeit Ihre Produkte verfügbar machen, um eine Out-of-Stock-Situation zu vermeiden.
Mehr Kontrolle über die Preisgestaltung: Im Seller Central haben Sie die Preishoheit über Ihre Produkte und können flexibler und unabhängiger bei der Preisgestaltung agieren.
Schnellere Listung der Produkte: Als Seller können Sie Ihre Produkte schneller auf Amazon verfügbar machen, während Vendoren oft Wochen auf die Listung durch Amazon warten müssen.
Spezifische Analysedaten über Seller Central: Mit einem Seller Account erhalten Sie aussagekräftige Informationen zu wichtigen Kennzahlen wie der Conversion Rate, während Vendoren oft nur relativierende oder indexbasierte Analysedaten erhalten.
Logistische Vorteile: Einige Produkte werden von Amazon als problematisch eingestuft und deren Lagerung verweigert. Im Hybridmodell können Sie diese Produkte über Ihren Seller Account vertreiben, da sie nicht durch Amazon gelagert werden müssen.
Vermeidung von Profitabilitätsproblemen: Produkte, die von Amazon als nicht profitabel eingestuft werden, erhalten den sogenannten CraP-Status und werden nicht mehr nachbestellt. Durch das Hybridmodell können Sie diese Produkte über Ihren Seller Account weiterhin verkaufen und die Profitabilitätsprobleme umgehen.
Minimierung des Risikos: Sie können problemlos später zu einem anderen Modell wechseln. So haben Sie die Flexibilität, Ihre Vertriebsstrategie anzupassen, während Ihr Umsatz erhalten bleibt.
Das Hybridmodell bietet somit viele Chancen, um die Verfügbarkeit der Produkte sicherzustellen, die Preise zu kontrollieren, schneller zu listen, aussagekräftige Analysedaten zu erhalten, logistische Vorteile zu nutzen und Profitabilitätsprobleme zu umgehen.
Nachteile & Risiken des Hybridmodells
Eine kombinierte Verkaufsstrategie im Hybridmodell erfordert eine sorgfältige Planung, da es auch einige Herausforderungen birgt. Hier sind einige Fallstricke, mit denen Markenhersteller konfrontiert werden können:
Erhöhter Arbeitsaufwand: Das Hybridmodell erfordert das Management von sowohl Seller als auch Vendor Central. Dies erfordert ein grundlegendes Verständnis beider Systeme und zusätzlichen Arbeitsaufwand, einschließlich Lagerverwaltung, Inventarsteuerung, Kundenbestellungen, Kundensupport und steuerliche Verpflichtungen.
Kundenzufriedenheit: Amazon legt großen Wert darauf, das kundenfreundlichste Unternehmen der Welt zu sein. Vendoren profitieren von den kundenfreundlichen Leistungen von Amazon, wie Versand und Retourenabwicklung. Als Seller müssen Sie ebenfalls hohe Kundenzufriedenheit gewährleisten, da negative Bewertungen und eine schlechte Seller Performance Konsequenzen haben können, inklusive der Sperrung des Seller Accounts.
Länderspezifische Gesetze: Im Vendor-Programm ist Amazon als Verkäufer für rechtliche Belange im internationalen Verkauf verantwortlich. Als Seller müssen Sie sich jedoch mit den länderspezifischen Gesetzen vertraut machen, wie beispielsweise bezüglich der Umsatzsteuer. Als Seller sind Sie an die rechtlichen Vorgaben des Landes gebunden, in dem Sie verkaufen.
Wettbewerb mit eigenen Großhandelskunden: Das Hybridmodell führt zu einer direkten und offensichtlichen Wettbewerbssituation mit Ihren Großhandelskunden. Ihr Seller Account konkurriert mit diesen Kunden um die Buybox und andere Rankingfaktoren.
Das Hybridmodell bietet zwar Vorteile, erfordert jedoch auch erhöhten Arbeitsaufwand, die Gewährleistung der Kundenzufriedenheit, die Einhaltung länderspezifischer Gesetze und den Umgang mit dem Wettbewerb mit eigenen Großhandelskunden. Eine gründliche Planung und strategische Herangehensweise sind entscheidend, um diese Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Eine Amazon Agentur kann hier zusätzlich unterstützen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wahl des richtigen Vertriebsmodells vom E-Commerce- und Distributionsansatz Ihres Unternehmens abhängt und individuell betrachtet werden sollte. Beim Hybridmodell müssen Markenhersteller sich der Herausforderungen und des hohen Arbeitsaufwands bewusst sein und daher lohnt sich das Modell vor allem bei höheren Jahrsumsätzen. Dennoch kann das Hybridmodell in bestimmten Fällen eine sinnvolle Vertriebsvariante bieten, um von den Vorteilen des Vendor- und Seller-Programms zu profitieren. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass sich die Unterschiede zwischen den beiden Modellen zunehmend verwischen und Amazon die Wahlfreiheit zwischen ihnen einschränkt, indem es Anbietern vorgibt, ob sie als Seller oder Vendor verkaufen sollen.
Häufig gestellte Fragen
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Matthias Habel
Matthias Habel ist Co-Gründer und Geschäftsführer von Fischer & Habel und ein gefragter Experte, wenn es um den Verkauf über Amazon geht, der größten Produktsuchmaschine der Welt.